Hochbegabung, Hochleistungspotenzial und Hochleistung
In der einschlägigen Fachliteratur werden viele verschiedene Definitionen von Hochbegabung diskutiert, dennoch ist es in der Praxis nach wie vor üblich, ab einem Intelligenzquotienten von 130 von intellektueller Hochbegabung zu sprechen. Demnach gelten 2,27% der Bevölkerung als hochbegabt. Diese Definition hat natürlich den Vorteil, dass Hochbegabung durch geeignete psychologische Testverfahren objektiv erfasst werden kann.
Wieso existieren dann noch weitere Definitionen des Begriffs Hochbegabung? Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig zu wissen, dass Hochbegabung nicht mit Hochleistung verwechselt werden darf. Hochbegabung geht nicht unbedingt mit Hochleistung einher, d.h. beispielsweise dass ein intellektuell hochbegabtes Kind nicht automatisch sehr gute Schulnoten erzielt.
Von Hochleistung wird in der Regel gesprochen, wenn jemand weit überdurchschnittliche Leistungen erzielt. Hier setzen die neueren Definitionen und Modelle der Hochbegabung an. Diese möchten erklären, wie Hochbegabung in Hochleistung überführt werden kann, d.h. wie Hochbegabte ihr Potenzial entfalten können.
Umgekehrt muss nicht jeder Hochleister hochbegabt sein. Aus der Expertiseforschung ist bekannt, dass viele Hochleister oft "nur" überdurchschnittlich intelligent sind, dafür jedoch bestimmte Persönlichkeitseigenschaften (z.B. Leistungsmotivation) mitbringen.
Unter Hochleistungspotenzial wird verstanden, dass jemand mindestens überdurchschnittlich intelligent ist und zudem leistungsfördernde Persönlichkeitsmerkmale besitzt sowie Zugang zu unterstützenden Umweltfaktoren hat. Ist die intellektuelle Begabung ausreichend ausgeprägt und greifen geeignete Persönlichkeitsmerkmale und Umweltfaktoren günstig ineinander, so ist eine zukünftige Hochleistung wahrscheinlich.